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"Man lernt immer nur so viel wie man persönlich zulässt!"

Ein Paradigma, das für beide Seiten gleichermaßen gelten sollte: Ausbilder und Auszubildende. Wie können Lehrlinge/Azubis heute und in den kommenden Jahrzehnten überhaupt noch erreicht und "abgeholt" werden?

In seinem Reich finden junge Menschen einen Nährboden für Entwicklung und Fortschritt. Herr Michael Oberrauter ist nicht nur in Kärnten als Haubenkoch bekannt.  Mit einer über 20-jährigen Betriebszugehörigkeit zeichnet er sich als Küchenleiter des traditionsreichen 5*superior Thermenhotels Ronacher in Bad Kleinkirchheim für sämtlichen kulinarischen Höchstgenüsse verantwortlich. Herr Oberrauter sammelte in seinen früheren Wanderjahren beachtenswerte Erfahrungen in der Haubengastronomie Österreichs, Frankreichs und der Schweiz. Sein ausnehmend starkes Interesse an den Diversitäten der Branche des Hotel- und Gastgewerbes und dessen Entwicklung sowie sein Interesse an Menschen, lassen seine Weiterbildungsagenden kontinuierlich anwachsen. Seine Ambitionen lassen ihn außerdem mit dem Gedanken spielen noch ein Studium aufzunehmen. Die Freude an der Arbeit und im Umgang mit Menschen sind für ihn dennoch das "Salz in der Suppe" und nicht wegzudenken. 

Das 5*superior Thermenhotel Ronacher zählt zu den besten Hotels Österreichs und die Bemühungen und Leistungen der Familie und ihrer Mitarbeiter/innen werden regelmäßig von ihren Gästen und durch internationale Auszeichnungen honoriert. Der Anspruch an die tägliche Arbeit ist sehr hoch und wer in diesem Hotel arbeitet bzw. die Ausbildung genießt, stellt die eigene berufliche Zukunft auf eine exzellente Basis.

Im Gespräch mit ILWIS Relations & Recruiting dürfen wir dank Herrn Oberrauter hinter die Kulissen des Thermenhotels Ronacher blicken. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf den Nachwuchs im Hotel- und Gastgewerbe. Ein brisantes Thema, das immer wieder hitzig diskutiert wird. Was sagt ein Praktiker sowie nachhaltig und unternehmerisch denkender Fach- und Führungsmann dazu?

 

                                                  

Herr Oberrauter, wie viele Lehrlinge hat das Thermenhotel Ronacher?

Insgesamt beschäftigt die Firma Ronacher GmbH um die 40 Lehrlinge/Auszubildende. Im Küchenbereich sprechen wir von ca. neun Lehrlingen.

In welchen Lehrberufen werden diese jungen Personen ausgebildet?

In den Bereichen Küche, Service und HGA (Hotel- und Gastgewerbeassistent/in) ausgebildet.

Gibt es merkliche Unterschiede vom Lehrling vor fünf Jahren zum Lehrling von heute?

Ja find ich schon - so wie sich die Technik und die Lebensweise weiter entwickelt, so kommt es ebenso zu einer Weiterentwicklung bei den Jugendlichen. Das betrifft die Tagesgestaltung und ist stark im Umgang mit den neuen Medien – Smartphone, Facebook etc - zu spüren.

Wie stellt sich ein Thermenhotel Ronacher als Ausbildungsbetrieb auf diese Veränderungen ein?

Wir versuchen uns mit dieser Entwicklung auseinander zu setzen, um mit gewissen Problemen die dabei entstehen können, besser um zu gehen. Facebook, Twitter & Co werden je nach Bedarf eingesetzt, YouTube ist beispielsweise sehr interessant, um sich über gewisse Techniken in der Berufswelt zu informieren.

Handys generell allerdings sind während der Arbeit störend - sowohl in der persönlichen Kommunikation als auch für die Konzentration während der Arbeit.

Sind diese Adaptionen und Anpassungen kosten- und/oder zeitintensiv?

Naja, darüber gibt es geteilte Meinungen, definitiv ist es gesellschaftlich nicht mehr wegzudenken. Es wird sich auch in Zukunft noch einiges tun in dieser Richtung, sowohl positiv als auch negativ.

Die Zahl der Lehrlinge im Hotel und Gastgewerbe ist seit Jahren rückläufig. Laut Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer gab es 2014 nur mehr knapp 9.000 Lehrlinge im Hotel- und Gastgewerbe (2007: 13.750). Spürt das ein Ganzjahresunternehmen wie das Thermenhotel Ronacher ebenso?

Wir haben im Moment noch nicht so die Problematik, wobei wir sehen, dass es immer schwieriger wird.

Worin sehen Sie die Ursachen für diese Entwicklung?

Das hat glaub ich sehr viele Gründe. Diese könnten sein: die familiäre Situation, mangelnde schulische Information, schlechte Berichte über Arbeitszeiten, Überstunden, Ausnützung und Ausbeutung von Lehrlingen in gewissen Betrieben, die diese als günstge Arbeitskraft sehen. Daraus resultiert negative Mundpropaganda und die Spirale dreht sich weiter…

Problematisch sehe ich auch die Tatsache, dass immer weniger Betriebe Lehrlinge ausbilden wollen.

Wie kann man dagegen steuern?

Ich würde sagen, durch positivere Berichterstattung in den Medien, die den Stellenwert einer Gastronomie-Fachkraft verbessern. Informationsverbreitung über diverse Berufsbilder und Fachveranstaltungen in touristischen Regionen können der Entwicklung entgegen wirken.

Was tun Sie bzw. ein Hotel Ronacher aktiv dagegen?

Wir nehmen an Veranstaltungen teil, wo gastronomische Berufsbilder im Fokus stehen, laden Schulen ein, uns mit ihren Schülern/Schülerinnen zu besuchen, um sich vor Ort zu informieren. Oder gehen den umgekehrten Weg und direkt in die Schulen. Dort machen wir Kurse und Workshops, um Schülern einen Einblick in die Berufsmöglichkeiten zu bieten.

                                                 

Wann ist ein Lehrling nach Ihrer persönlichen und fachlichen Einschätzung soweit, „entsendet“ zu werden?

Der Auszubildende ist dann bereit, wenn er sich soweit selbst entwickelt hat, um die an ihn/sie gestellten Aufgaben in selbständiger Verantwortung zu übernehmen.

Ist das Ausbildungssystem in Österreich noch zeit- und bedarfsgerecht?

Die Ausbildung in dieser Form hat sich bis jetzt nicht so schlecht bewährt. Problematisch sind wie überall die fehlenden finanziellen Mittel, der zeitliche Rahmen sowie die vorgegebenen Lehrinhalte, die gewisse innovative Möglichkeiten sehr einschränken. Einer Sache, der ich skeptisch gegenüber stehe, sind die kurzweiligen Intensivkurse, die mit einer Lehrabschlussprüfung (LAP) abschließen.

Würden Sie daran etwas ändern, wenn Sie in der Lage wären?

Ich wäre sehr dafür, ein System zu entwickeln, dass den jungen Menschen vor Beginn der Ausbildungszeit die Möglichkeit gibt, in Form eines "Grundkurses" gewisse Fähigkeiten wie Schneidetechniken, Fachausdrücke, Grundzubereitungsarten und dergleichen kennenzulernen. So könnten junge Menschen davor bewahrt werden, in eiskalte Sphären einzutauchen. Denn leider werfen viele nach der ersten Zeit gleich mal das Handtuch und brechen die Ausbildung wieder ab.

Die klaren Vorteile sehe ich bei diesem Vorschlag darin, dass sowohl der Betrieb als auch der/die potentielle Auszubilde gut einschätzen können, was auf sie zukommt.

Weitere Anmerkung von ILWIS: Das Thermenhotel Ronacher ermöglicht in einem eigenem Ausbildungsprogramm gemeinsam mit der WIFI eine bis zu 4-jährigen Ausbildung mit Matura/Abitur an, um das Ausbildungsniveau hochzuhalten und den Mitarbeitern für die Zukunft bessere Perspektiven zu bieten.

Auch Herr Oberrauter drückte mit seinen Schülern gemeinsam die Schulbank und holte vor wenigen Jahren die Berufsreifeprüfung nach.

Was würden Sie sagen: in welchem proportionalen Verhältnis steht die fachliche und die persönliche Entwicklung bei einer Ausbildung?

Diese zwei Komponenten gehören immer zusammen. Wenn die persönliche Entwicklung Oberhand gewinnt, steht der Fachlichen nichts mehr im Wege. Man lernt immer nur so viel wie man persönlich zulässt.

Was wünschen Sie sich für das Hotel- und Gastgewerbe?

Mehr "gute" Ausbildungsplätze in ganz Österreich für junge Menschen, die in die Gastronomie eintreten wollen. Außerdem wünsche ich mir, dass die Betriebe ihrem Bildungsauftrag nachkommen und diese jungen Persönlichkeiten "führen" und nicht als günstige Arbeitskraft sehen, damit wir auch in Zukunft motivierte Fachleute haben.

                                                   

 

Herzlichen Dank Herr Oberrauter!

Wir haben Herrn Oberrauter als eine sehr erfahrene und interessierte Persönlichkeit kennenlernen dürfen. Sein Engagement, sich selbst weiterzubilden und das Wissen weiterzugeben sowie Menschen wachsen zu lassen, ist vorbildlich. Nicht umsonst lautet sein Lebensmotto "Es kommt nichts von selbst ohne selbst was zu tun!".

Es war uns eine große Freude und wir sind gespannt auf ein Wiedersehen!

Du hast ebenso Anregungen oder Fragen zum Thema "Auszubildende im Hotel- und Gastgewerbe", die wir an Herrn Oberrauter weiterleiten dürfen? Wir freuen uns über dein Feedback in der Feedbox: feedbox@remove-this.ilwis-hr.com 

 

 

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